Kesselhaus der ehemaligen Diamaltwerke, München
Bauabschnitte 1 und 2: 2011 – 2014
Bauabschnitt 3: seit 2022
Sanierung sowie Umbau und Nutzungsänderung für Gewerbenutzung und Wohnen (Industriedenkmal)
















Historie und frühere Nutzung:
Das 1915-1916 nach dem Entwurf von Franz Rank erbaute Kessel- und Maschinenhaus der Diamaltwerke steht zentral auf dem Werksgelände der Diamalt AG in München-Allach. (Hier fand die Entwicklung und Produktion von Backhilfsmitteln, Suppenwürze, Malzbonbons und Ovomaltine statt.) Nachdem die Diamalt AG 1990 verkauft wurde, wurden neben der bereits 1903 entstandenen Suppenwürzefabrik, die umgebende Mauer, die Villa (um 1900), das Pförtnerhaus (1911), das Werkstättengebäude (1912-1915) und das Maschinen- und Kesselhaus (1916) mit seiner technischen Ausstattung unter Denkmalschutz gestellt.
Bauaufgabe und neue Nutzung:
Die Bauherrschaft suchte nach einem Gebäude, das für verschiedene Nutzungsanforderungen weiterentwickelt werden konnte. Es sollten sowohl eine Produktionsstätte, Büros als auch eine Wohnung untergebracht werden können. Zudem war die verkehrstechnisch günstige Lage (gute Erreichbarkeit der Innenstadt Münchens mit der S-Bahn) ein entscheidender Faktor bei der Auswahl des Objekts, das in sehr schlechtem baulichen Zustand auf der großen Industriebrachfläche stand.
Mit dem Teilabbruch des einsturzgefährdeten Schornsteins und anderer maroder Bauteile wurde begonnen. Neben der Beseitigung vieler Altlasten war auch die statische Ertüchtigung eine ganz spezifische Herausforderung, die in Absprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege zur neuen Grundrisskonfiguration geführt hat. Die noch bestehende Lorenbahn und die Schütttrichter wurden weitgehend belassen und in die neuen Räume integriert. Um den Kessel zu erhalten, wurde ein kompletter Gebäudeteil saniert, der die über drei Stockwerke reichende historische Anlage schützt.
Unter Berücksichtigung der komplexen Brandschutzanforderungen ist das Gebäude mit moderner Gebäudetechnik ausgestattet. Ein neu eingebautes Treppenhaus mit Aufzug ermöglicht die barrierefreie separate Erschließung des Bürotraktes. Die Räume im Unter- und Erdgeschoss des nebenliegenden Gebäudeteils sind durch die Produktionsstätte genutzt. Darüber liegt die Wohnung, die sich um den im 1. Obergeschoss entstandenen, vom mächtigen Schornstein dominierten, Innenhof herum entwickelt.
Die frühere industrielle Nutzung ist überall durch die groß dimensionierten Tragelemente und verbliebenen Teile des industriellen Fertigungsbetriebes spürbar geblieben. Neu eingebaute Bauteile sind in Materialität und Gestaltung passend gestaltet. Beispiele dafür sind die großen neuen Aluminiumfensterelemente und die industriell anmutenden Bodenbeläge: geschliffener Zementestrich in Büros und Produktionsstätten und ein heller Terrazzobelag im Wohnbereich.
Für den sorgfältigen Umgang mit der Bausubstanz und der Wirkung des Gebäudes im öffentlichen Raum wurde 2019 der Fassadenpreis der Stadt München verliehen. Die vorbildliche Sanierung des Maschinen- und Kesselhauses hatte die Änderung des Bebauungsplanes für das Gebiet zur Folge. Drum herum entstehen nun, statt weiterer Gewerbeflächen, Wohnungen im großen Stil.